Stell dir vor: Du bist mit einem dir überlegenen Mann unterwegs. Er ist stärker und größer als du. Noch dazu kennt er sich dank jahrelanger Erfahrung dort wo ihr seit viel besser aus. Du schaust dich um. Außer euch beiden ist da niemand. Was fühlst du? Nervenkitzel, Unbehagen, Angst?!
Ähnlich wird es vielen gehen, die mit Couchsurfing beginnen. Ob es der Ausflug ins Nirgendwo oder das erste Ankommen in der fremden Wohnung ist. Und die Leute da draußen können komisch sein! Beim Plausch auf einer Parkbank erfahre ich von Belen, selbst als Gastgeberin in der App unterwegs, von diversen schmuddligen Anfragen anderer Sydneyianer. Insbesondere die Männerwelt sollte auf Couchsurfing nicht unterschätzt werden.
Da in Australien in Anbetracht von „Sommer, Sonne, Kaktus“ die Temperaturen einen freizügigeren Kleidungsstil nahelegen, ist Nacktheit hier ein vielgesehener Lebensstil. Zahlreiche Couchsurfer laden einen mit der Notiz „Just to let you know, I live life as a Naturist“ zu sich nach Hause ein. Weiterhin wird auch schonmal in den eigenen Jacuzzi eingeladen, von persönlichen Massagefertigkeiten geschwärmt oder versucht zum gemeinsamen Nacktbaden am nächstgelegenen FKK-Strand zu überzeugen. Der vielgereiste spanische Marc (aus Part 2) berichtet weiterhin von nächtlichen Couch-Besuchern oder fehlender Einsamkeit unter fremder Dusche. Die Krönung seiner Erzählungen ist eine Geschichte über einen steinreichen chinesischen Gastgeber, der ihm eine gute Summe Geld anbietet, um sein Freund zu sein (ein Bett zu teilen, usw.). Persönliche Vereinsamung durch das Fehlen echter sozialer Kontakte; so Marcs Theorie.
Einiges von diesen Stories kann man nicht immer kommen sehen aber vorbeugen lässt sich eine ungewollte Begegnung doch durch ein paar einfache Steps:
- Gründliche Inspektion des Profils; insbesondere Bildergalerie und die Rezensionen sind auf Zwiespältigkeiten zu untersuchen
- Vor dem ersten Treffen bietet sich ein erstes Telefonat nicht nur für organisatorische Angelegenheiten an sondern auch für den ersten Eindruck
- Höre auf dein Bauchgefühl
- Sei dir bewusst, dass du frei bist und du dich auf nichts einlassen musst, was du nicht willst. Couchsurfing läuft auf freiwilliger Basis. Wer dich in seinem Gästebett schlafen lässt oder dich auf ein Essen einlädt, dem schuldest du dafür nichts
- Kommunikation ist das A und O. Sag was dir nicht passt und wo deine Grenzen sind. Frühzeitig den Gegenüber über die eigene sexuelle Orientierung zu informieren, steckt ebenfalls die Fronten ab
Klingt ja alles nach hartem Pflaster. Fakt ist aber auch, dass auf jede „schlechte“ Erfahrung jede Menge „gute“ kommen… wie ihr bereits lesen konntet. Und am Ende sind es eben genau letztere gute (atemberaubende) Eindrücke und Begegnungen mit tollen Menschen, weshalb ich Couchsurfing einfach jedem mit ein wenig Mut zu Neuem empfehle! Es lässt sich gut mit dem Leben vergleichen. Man trifft Menschen, die einem gut tuen und Menschen, die weniger gut für einen sind. Nun kommt es auf einen selbst an herauszufinden, wer für sich persönlich was ist. Lebenserfahrung bekommt man auf alle Fälle. Abschließend ein Zitat aus deutschsprachigem Munde.
„Ich sehe jede Begegnung mit Menschen freudig entgegen; auch mit Menschen, die ich nicht sonderlich mag. Denn ich kann von jedem etwas lernen! So will ich sein, so will ich nicht sein!
Victoria (19) Jurastudentin in Nürnbrg
Grüße
Hendrik