Genauso gut wie beim ersten Kaffeeklatsch verstehen Rentner Geoff und ich uns auch bei unserem Wiedersehen. Tage später wieder im Altersheim finde ich über den Ganzkörpertättowierten, der eigentlich Geoffrey heißt (ein klassisch australischer Name), die Geschichte hinter seiner bunten Selbstverwirklichung heraus.
Als junger Mann mit einer kleinen Hautmalerei angefangen, kommt er durch verschiedene Bekanntschaften auf seiner Weltreise und einem guten Freund auf die Idee sich selbst als lebendes Kunstwerk auf der Bühne zu präsentieren. So zieht er neben Europa auch durch andere Kontinente. In seinem Apartment im obersten Stockwerk des Heims – vollausgestattet und mit Blick auf eine von Sydneys schönsten Buchten (Rushcutters Bay) – zeigt er mir stolz Fotos von einigen Model-Shootings; natürlich mit ihm als Blickfang. Jeder würde die kleine „Wohnung“, die er hier seit einem Sturz auf den Hinterkopf und damit einhergehender Immobilität sein zu Hause nennt, als die eines Künstlers erkennen. Massen an Büchern, Skulpturen und Gemälden (eines von ihm im Porträt) lassen leicht darauf schließen. Alternativ hört man Geoff, der sich stets gewählt und äußerst höflich ausdrückt, einfach einige Minuten zu. Ein wirklich toller Mensch.
Bei weiteren Treffen finde ich heraus, dass Geoff schwul ist, was insbesondere in Sydney keine Seltenheit ist. Ebenfalls erfahre ich von einer in wenigen Tagen stattfindenden Parade. Wie mir mitgeteilt wird eine der größten auf der Welt. „Mardi Gras“ heißt das Event, welches ihr euch als bunten Umzug vorstellen könnt. Wie bunt, das darf ich dann schon bald live herausfinden…
Hendrik